Eine nur kurze Zusammenfassung über drei Monate Aufenthalt in Madagaskar zu verfassen ist gar nicht mal so einfach. Es sind viele verschiedene Dinge, die zusammengenommen ein wunderbares Erlebnis bilden: Da wäre zum einen der Direktor Alain. In dem Moment, an dem er einen fröhlich winkend in der Empfangshalle des Flughafens empfängt, weiß man schon, dass mit ihm an der Seite gar nicht so viel schief gehen kann. Legendär sind die gemeinsamen Abendessen bei ihm, seine Anrufe bei unseren Eltern im schönsten Schwäbisch (unsere Eltern haben kaum etwas verstanden…), sein strahlendes Lächeln, wenn man morgens noch verschlafen auf dem Campus herumirrt und sein Volleyballtraining, wo er schon einmal auf einer gelben Mülltonne mitten auf dem Platz steht und eine Angel hochhält, an der ein Ball befestigt ist. Unvergesslich auch der gemeinsame Trip nach Ranomafana: Drei heitere, feucht-fröhliche Tage in einem Swimmingpool mitten im Regenwald.
Die ESSVA: Die Hochschule hat sich mittlerweile schon in ganz Madagaskar einen guten Namen erarbeitet, wie wir auf unseren Urlaubtrips erfahren durften. Das Niveau ist hoch und die Studierenden fast immer motiviert. Das hochschuleigene Restaurant und der morgendliche 10-Uhr-Snack sind eine wahre Freude fürs Auge und für den Gaumen. Der wunderschöne Campus wird täglich liebevoll umsorgt und die Bananenstauden bieten einen schattigen Platz für die Studierenden (nicht nur) in ihren Pausen. Der neue Volleyball- / Basketballplatz lockt die Studenten sogar am Sonntag auf den Campus. An den Ablauf der ESSVA gilt es sich erst einmal zu gewöhnen: Die Stundenpläne werden wöchentlich neu erstellt, da heißt es manchmal flexibel sein. Ein großer Vertrauensbeweis war die freie Hand in der Gestaltung unserer Kurse. Ein großes Danke dafür!
Einige Dinge sind auch in Madagaskar so anders nicht: Unter den Studierenden gibt es auch hier selbstverständlich die Motivierten und weniger Motivierten, die Redseligen und Ruhigen, die Partyfreudigen und die, die am Samstagabend lieber lernen. Es dauert ein paar Wochen bis man sich zumindest einige der Namen (und die dazu gehörigen Gesichter) einprägen kann. Viele erscheinen zu Beginn unaussprechlich, zudem wird das Lernen der Namen dadurch erschwert, dass einige Studierende wöchentlich mal ihren Vornamen, mal ihren Familiennamen und mal einen Spitznamen auf ihr Namensschild schreiben. Grundsätzlich treten die StudentInnen einem trotz des geringen Altersunterschieds mit dem nötigen Respekt gegenüber, aber natürlich freuen sie sich, wenn man mit ihnen am Freitagabend auch Tanzen oder Karaoke singen geht. In einigen Kursen wurde von Anfang an für eine Theateraufführung zum Ende des Semesters hin geprobt. Dies war nicht immer leicht, da die Studenten in diesen Kursen nicht benotet wurden und nicht für alle der Anreiz groß genug war um regelmäßig zu erscheinen. Nichtsdestotrotz haben wir eine sehr kurzweilige (und fast auswendige!) Theateraufführung hinbekommen – Kostüme, Requisiten und Hintergrundbilder inklusive.
Das Land Madagaskar ist sehr vielseitig. Im Norden hat man die luxuriösen Hotels mit westlichem Preisniveau („Nosy Be“), im Osten den Regenwald, im Süden Steppe und im Westen absolute Wildnis. In der Ferienzeit und über einige verlängerte Wochenenden haben wir viel vom Land gesehen und so mancherlei abenteuerlicher Touren mitgemacht. Es war definitiv ein Erlebnis in einem Rinderkarren 5 holprige Kilometer zurückzulegen, nach vielen Tagen ohne Dusche in einen kristallklaren Wasserfall zu springen, über rutschige Felsen in Canyons zu klettern, Oasen aufzufinden und 20 Kilometer Wandern in der prallen Sonne fast ohne Wasser durchzustehen. Wir sahen atemberaubende Sonnenuntergänge, wunderschöne Strände, verschiedenstes Getier, Regenwälder und bizarre Felsformationen.
Alles in Allem war der Aufenthalt an der ESSVA in Madagaskar für uns ein perfektes Erlebnis. Wir haben jeden einzelnen Tag sehr genossen und die freundliche, herzliche aber auch die „mora mora“ („nur mit der Ruhe“)-Art der Madagassen lieben gelernt. Wir bedanken uns bei allen, die dazu beigetragen haben, dass wir uns so wohl fühlen konnten, bei Romain für seine viele Übersetzungsarbeit am Anfang unseres Aufenthalts, bei den netten Studierenden, die auch mal zu sich zum Mittagessen einluden und besonders bei Direktor Alain, weil er einfach so ist, wie er ist. Misaotra!