Reiseblog Mirjam Knoll, Anja Neumann und Nico Zimmermann

Grüne Felder am See

We like to move it move it – to Madagascar
Der Wunsch nach einer wohldosierten Mischung aus Abenteuer und sinnvollem Engagement ließen Mirjam Knoll, Nico Zimmermann und Anja Neumann Anfang Oktober die Koffer für ihre Teilnahme am BAP RT-M 2010 packen.
„Mora, Mora“ – die hierzulande gängige Lebenseinstellung: „Gemütlich, gemütlich, immer mit der Ruhe!“ wurde uns direkt nach der Ankunft am Flughafen in Antananarivo eindrucksvoll demonstriert. Nach unserem Flug von Paris in die Hauptstadt Madagaskars vergingen weitere zwei Stunden, bis auch das letzte unserer Gepäckstücke seinen Besitzer wieder gefunden hatte. Zeit genug, in der sich die Crew bewusst werden konnte, dass sie nun tatsächlich im bislang völlig unbekannten Madagaskar angekommen war. Sie stand sowohl einem Abenteuer als auch einer großen Herausforderung gegenüber: 3 Monate – von Oktober bis Dezember 2010 – die Studenten der Universität E.S.S.VA. in den Sprachen Englisch und Deutsch zu unterrichten.
Auf dem Weg zur Universität, der uns von Antananarivo nach Antsirabe führte, fesselten uns sogleich die atemberaubenden Eindrücke, die das Land birgt. Auf den pulsierenden Straßen Antananarivos bildeten Ochsenkarren, Hühner, Autos und Menschen gleichermaßen ein buntes Treiben. Die Hauptstadt im Rücken gelassen, schweifte unser Blick fasziniert in die Weiten des Landes. Stechend grün leuchtende Reisfelder durchbrachen die ansonsten karg anmutende Landschaft des zentralen Hochlands Madagaskars. So weit das Auge reichte sahen wir Lehm- und Steinhütten, umsäumt von angebotenen Früchten und zahlreichen spielenden Kindern. Farbenfrohe Wäsche, die im Fluss gewaschen wurde, trocknete allseits auf der rötlichen Erde Afrikas. Die wahrgenommenen Bilder ließen uns erahnen, in welch konträre Lebenswelt wir eintauchen würden. Diese Faszination aus unseren ersten Stunden sollte uns bis zu unserem letzten Tag begleiten!
Doch was uns neben den landschaftlichen Impressionen von Beginn an besonders begeisterte, war die unverwechselbare Mentalität der Madagassen. Egal welche Länder wir bisher bereist hatten, keiner von uns dreien hatte jemals zuvor solch eine Herzlichkeit, Offenheit und Friedfertigkeit trotz großer vorherrschender Armut kennen gelernt. Der Grund, weshalb wir drei „Vazahas“ (madagassisch: die Fremden) uns seit dem ersten Tag in Madagaskar nicht fremd sondern „Willkommen und wohl fühlen“ durften. „Allgegenwärtige Armut, aber kein endloses Elend“ ist der Eindruck, den wir während unseren Aufenthalt gewannen. Oft fehlt es den Menschen an den elementarsten Mitteln. Eine Tatsache, die auch unseren eigenen Fokus unweigerlich auf die wesentlichen Dinge richtet und den Luxus und „Überfluss“ des europäischen Lebens sichtbar werden lässt.
Auch beim Unterrichten der Kurse Communication, Gestion Management und Écotourisme, welche aus 20 – 40 Studenten bestanden, wurden wir vor Herausforderungen gestellt: Eine zwischenmenschliche Ebene zu den Studenten aufzubauen, welche von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung gezeichnet ist, jedoch genügend Raum für den ein oder anderen Spaß und Schmunzler zulässt. So versuchten wir den Studenten im Rahmen des Unterrichts die „deutschen Tugenden“ wie Disziplin, Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit zu vermitteln und zeigten beim gemeinsamen Singen von Michael Jackson und Sister Act Songs dennoch, dass auch wir Feiern und unsere Hüften schwingen können.
Daneben erwiesen uns auch die zahlreichen, aufgeschlossenen Dozenten-Kollegen Anerkennung für unser Wirken an der E.S.S.VA.. Trotz vorhandenem Alters- und Erfahrungsunterschied erfolgte die Kooperation von Beginn an auf Augenhöhe. Nicht zuletzt entstanden beim „Kulturaustauch“, der weit über die Aufgaben des Uni-Alltags hinaus gepflegt wurde, feste Freundschaften. So konnten „Les Allemands“ nicht nur im innig geliebten Karaoke-Singen mit der Performance des „Flieger-Lieds“ punkten. Nein, Schwäbische Spätzle mit Braten und Soße schafften es sogar Reis, das Hauptnahrungsmittel der Madagassen, für einen Tag von dem Kantinenmenü der Uni zu verdrängen.
Neben dem kulturellen Austausch, den wir durch die gemeinsamen Stunden mit unseren Studenten erfuhren, ermöglichte uns das Reisen durch Madagaskar, den Facettenreichtum des Landes zu erkunden. Hierbei faszinierte uns stets die unvergleichbare Artenvielfalt der Tier- und Pflanzenwelt Madagaskars. Schmackhafter Kaffee, duftende Vanille, herber Kakao und saftige Früchte sind nur einige Beispiele für die Köstlichkeiten, die das Land seiner Bevölkerung und seinen Besuchern bietet. Auch genossen wir es bei jeder unserer Reisen, ein neues Stück „Land“ Madagaskar kennenzulernen. Bei einem Staat, der die Größe von Deutschland, Österreich und der Schweiz besitzt, ein abwechslungsreiches Spektakel. So erholten wir uns sowohl in Tropenwäldern als auch in idyllischen Inselparadiesen völlig entspannt vom „Dozentendasein“ und waren uns beim Flanieren unter Palmen einer Sache gewiss: Land und Menschen werden uns wiedersehen. Madagaskar ist ein Land, in welches man, einmal kennengelernt, immer wieder zurückkehren wird!!!

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